Veranstaltungen
Hier gibt es Berichte und Fotos von
unseren Veranstaltungen
Martinstag in Wiesenburg
Der 11.11. eines jeden Jahres
ist nicht nur der Beginn der Karnevalszeit, sondern auch der Tag des Heiligen
Martin. Traditionell wird dieser mit einer Andacht in den Kirchen und einem
Laternenumzug begangen. So auch in Wiesenburg. Dazu hatte die evangelische
Kirchengemeinde Wiesenburg in die Wiesenburger Kirche eingeladen. Gemeinsam
wurde das Lied des Heiligen Martin gesungen, welches die Geschichte erzählt.
Martin war als Sohn eines Offiziers eine militärische Laufbahn vorbestimmt. Als
er in voller Ausrüstung unterwegs einen frierenden Bettler sitzen sah, teilte er
mit seinem Schwert seinen Mantel und gab dem Bettler eine Hälfte davon. Später
wurde er Bischof und heiliggesprochen. Pfarrer Stephan Schönfeld erklärte den
vielen anwesenden Kindern anhand einiger Bilder, warum Teilen gerade in der
heutigen Zeit wichtig ist und erzählte die Geschichte mit den schnatternden
Gänsen. Zum Umzug durfte sich ein freiwilliger Martin melden, der den Zug auf
einem Pferd mit Umhang und Helm anführen konnte. Es fanden sich gleich zwei
unter den Kindern. Um keinen zu benachteiligen, fand Gemeindepädagogin Gundula
Hollmann eine Lösung, jeder durfte die Hälfte des Weges auf dem Pferd reiten. An
der Kirche gab es dann ein Feuer und Grillwürstchen.
Was hat das nun aber mit der
Gans zu tun, die oft an jenem Tag gegessen wird? Der
Legende nach soll sich Martin von Tours aus Bescheidenheit in einem Gänsestall
versteckt haben, als er zum Bischof geweiht werden sollte. Die Gänse haben
jedoch so laut geschnattert, dass er entdeckt und geweiht wurde. So wurde St.
Martin zum Schutzpatron der Gänsezucht, und man isst traditionell am 11.11. eine
Martinsgans. Was sich aber viele fragen ist: Warum gibt er dem Bettler nicht
seinen ganzen Mantel? Mit seiner Uniform und Rüstung wäre er immer noch warm
genug angezogen gewesen. Die Antwort gibt Pastor Neunmalklug alias Daniel
Geißler auf seinem YouTube Kanal. Es hängt mit dem Recht an der damaligen
Soldatenkleidung zusammen. Diese gehörte zur Hälfte dem Kaiser, zur anderen
Hälfte dem Soldaten. Deshalb konnte Martin nur die Hälfte verschenken, die
wirklich sein Eigentum war.
Hubertusmesse in Zipsdorf
Hubertus und die Jagd
Hubertus von Lüttich lebte im 6.
Jahrhundert und war zunächst kein gutes Vorbild für andere. Nach dem Tod seiner
Frau soll er Gott und der Welt entsagt und die Jagd in den Wäldern der Ardennen
wild und rücksichtslos ausgeübt haben. Nach der Legende war
Hubertus ein zügelloser vielleicht sogar unachtsamer Jäger. Als er an
einem Feiertag einen Hirsch in die Enge getrieben hatte, entflammte plötzlich
ein Kreuz zwischen dessen Geweihstangen. „Hubertus, warum jagst Du sinnlos dem
Wild hinterher“ fragte ihn Gottes Stimme. Hubertus fiel ehrfürchtig auf die Knie
und gelobte Besserung. Aus Hubertus, dem Jäger ohne
Grenzen, wurde fortan ein Heger und Bewahrer der Natur, der die Wildtiere als
Geschöpfe Gottes achtete.
Zum
Gedenken an den Schutzpatron der Jägerinnen und Jäger finden Anfang November
überall Hubertusmessen statt. Die Kirchengemeinde Wiesenburg war wieder am
Forsthaus in Zipsdorf zu Gast unter einer 700 Jahre alten Eiche. Die Familie von
Lüttichau richtet schon seit mehreren Jahren den Gottesdienst aus. Bemerkenswert
ist, dass die Gäste nicht nur aus dem Gemeindegebiet, sondern von viel weiter
her kommen, um diesen besonderen Gottesdienst zu feiern. Eröffnet wurde er in
diesem Jahr von Steffen Schüler mit seinem Jagdhorn. Gemeinsam wurde gebetet und
gesungen. Pfarrer Stephan Schönfeld hielt eine sehr eindringliche Predigt, schon
fast einen Aufruf zum Erhalt unserer Natur. Und ja, auch die Jagd gehört dazu,
aber nicht als sportliche Betätigung.
Für Pfarrer Schönfeld ist das
Wort Jagdsport eigentlich ein Unwort. Es passt nicht wirklich zusammen. Beim
Sport steht Spaß und Ehre im Mittelpunkt. In diesem Zusammenhang wurde auch
Jahrhunderte die Jagd gesehen, als Sport und Spaß, bei der die Reichen und
Adligen unter sich waren. Das zog sich bis in die DDR, denn auch Erich Honecker
präsentierte sich zu den Staatsjagden wie ein feudaler Fürst.
Für wahre Freude hat Gott jedoch
etwas anderes gedacht. Wir sollen die Erde bebauen und bewahren und nicht
vermeintlichen Spaß auf Kosten anderer ausleben. „Wir sind Geschöpfe der Erde
wie die Bäume und die Felder und nicht die Herren der Erde“, so der Pfarrer. Wem
es gelingt, hinter den Blättern noch den Baum zu sehen, hinter der Frucht noch
den Samen, der sie hervorgebracht hat, der ehrt Gott im wahrsten Sinne. Uns
wurde Verantwortung übertragen, die Welt zu schützen für uns und unsere
Nachkommen.
Jagen, das tun wir heute alle,
jeden Tag, jede Stunde. Der eine jagt einer guten Stellung nach, der andere dem
Vordermann auf der Autobahn. Der eine dem großen Lottogewinn, der andere
sportlichen Höchstleistungen. Jeder von uns jagt nach irgendeinem anderen Ziel.
Pfarrer Stephan Schönfeld zog einige Parallelen zu unserer heutigen Welt.
Außerhalb des Waldes sind die Menschen die Opfer. So werden bei DSDS junge Leute
gnadenlos vorgeführt, die Boulevardpresse jagt eine Story nach der anderen. Und
oft enden solche Jagden tödlich wie bei Prinzessin Diana. Man tötet im
übertragenen Sinne, aber auch im wirklichen. Unsere Welt ist eine Kampfarena
geworden. Kein Jahrhundert hat so viel Ehrgeiz, Macht- und Gestaltungshunger,
aber auch Angst, Not und Verzweiflung gezeugt wie das unsere.
Hier setzt Mahnung des heiligen
Hubertus an und mahnt uns zur Umkehr, zum Einhalt. Hier steht das große
Stop-Schild vor unseren Augen, hier könnte der Erlöser einem jeden von uns im
Geweih seiner “Jagdtrophäe” erscheinen.
Nach dem Gottesdienst konnten
die Gäste noch eine Weile zusammensitzen. Das Wetter meinte es gut und so gab es
Erbsensuppe, Schmalzstullen, Kaffee und Kuchen unter freiem Himmel. Dafür allen
Organisatoren ein großes Dankeschön.
Gemeindefest in Wiesenburg 2023
Die Kirche mit der Maus
Mäuse sind in
einer Kirche sicher nichts besonderes, Orgelmäuse aber schon. Diese Spezies war
auf dem Gemeindefest der Kirchengemeinde Wiesenburg zu Gast. Und fragte
Organistin Thekla Schönfeld Löcher in den Bauch. Die schöne Idee rief nicht nur
das Interesse der Kinder hervor, sondern auch das der Erwachsenen. Alle
verfolgten aufmerksam den Dialog und erfuhren so viel über die Funktionsweise
einer Orgel. Da kam Orgelmaus Charly gar nicht dazu, etwas über ihre Tante
Auguste zu erzählen, die auch in einer Orgel wohnt. „Da kann man auch gut
Verstecken spielen“, meinte Charly. Beeindruckt haben nicht nur die Maus,
sondern auch die Kinder die großen und kleinen Orgelpfeifen. „Die großen sind
für die tiefen Töne, die kleinen für die hohen“, erklärte Thekla Schönfeld
Charly und den Kindern. Das funktioniert ähnlich wie bei einer Blockflöte.
„Unten, durch den Fuß der Pfeife strömt die Luft und da, wo du die Öffnung
siehst - wir nennen die Öffnung "Labium" - wird der Luftstrom gebrochen, kommt
ins Schwingen und ein Ton entsteht“ beschreibt sie die Funktionsweise.
Zwischendurch erklangen immer wieder tolle Orgelstücke. Die Pfeifen sind auch
nicht aus Silber, auch wenn sie so aussehen, sondern es ist eine Mischung aus
Zinn und Blei. Sonst wäre eine Orgel für viele Orte nicht bezahlbar gewesen. Die
Wiesenburger Orgel wurde 1775 von dem Universitätsorgelbaumeister Ephraim Hübner
gebaut und mehrmals repariert und umgebaut, ist also jetzt fast 250 Jahre alt.
Aber eine Orgel kann nicht nur Kirchenmusik und Klassik, sondern auch moderne
Stücke, wie Thekla Schönfeld bewies.
Zu Beginn des
Festes gab es einen Gottesdienst, bei dem die Taufe im Mittelpunkt stand. In der
Taufe wird einem Menschen die Liebe und der Segen Gottes zugesagt. Zugleich wird
der Täufling in die Gemeinschaft der Christinnen und Christen aufgenommen. Meist
werden die Kinder im ersten Lebensjahr getauft, aber eine Taufe ist auch später
möglich. Drei Hände voll Wasser gießt des Pastor oder die Pastorin dem Täufling
über den Kopf. Dazu spricht sie: „Ich taufe dich im Namen des Vaters und des
Sohnes und des Heiligen Geistes.“ Zur Erinnerung an diesen besonderen Tag gab es
früher kleine Büchlein und Geschenke. Oft waren es Tauflöffel, die das Kind von
seinen Taufpaten bekam. Gisela Zehnsdorf hat ihre über die Jahre aufbewahrt und
nun mitgebracht. Meist hatten die Kleinkinder ein hübsches Taufkleid an. Einige
dieser Dinge waren in einer kleinen Ausstellung in der Wiesenburger Kirche zu
sehen.
Der
Gottesdienst wurde mitgestaltet vom Kirchenchor und den Kindern der Gemeinde.
Diese finden wieder zahlreicher den Weg in die Christenlehre. In Reetz sind
immerhin 11 Kinder dabei, wie Florian Jakubowski erzählt. In der Predigt von
Pfarrer Stephan Schönfeldt erfuhren alle, wie wichtig das Lesen ist. Denn Lesen
ist besser als nicht Lesen. Denn so kann man auch lesen, was es mit der Taufe
auf sich hat und wenn man etwas nicht versteht, kann man fragen. Die Taufe
verbindet die Menschen über alle Länder und Grenzen hinweg, egal, in welcher
Kirche sie getauft sind. Für Gläubige ist die Taufe das Wichtigste. Aber auch
das Gebet nimmt einen großen Teil des christlichen Lebens ein. Aber wie bete ich
eigentlich? Dafür hatte Pfarrer Schönfeldt speziell für die Kinder ein Büchlein
mit Kindergebeten mitgebracht.
Bei einem
gemütlichen Kaffeenachmittag kam es zu vielen Gesprächen untereinander,
Erinnerungen wurden ausgetauscht. Die Kinder konnten sich verkleiden und fühlten
sich wie richtige Prinzessinnen. Im Fundus der Kirche gab es viele schöne
Kostüme, die für verschiedene Aufführungen gedacht sind. Das hat bestimmt auch
Kirchenmaus Charly heimlich beobachtet.
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